Betroffene von sexualisierter Gewalt
Viele Jungen schweigen, wenn sie sexualisierte Gewalt erleben bzw. erlebt haben. Das liegt vor allem daran, dass Menschen, die sexualisierte Gewalt ausüben, geplante und gemeine Strategien anwenden. Dabei arbeiten sie häufig damit, Jungen ein starkes Scham- oder Schuldbewusstsein aufzudrücken. Vielfach nutzen sie das, um zu erpressen und zu drohen. Das gesellschaftlich weiter vorherrschende Männerbild verhindert ebenfalls vielfach eine Hilfesuche.
Im Jungenbüro Nürnberg werden Betroffene von sexualisierter Gewalt parteilich unterstützt. Zielgruppe sind Jungen und junge Männer bzw. deren familiären oder pädagogischen Umfeld aus dem nordbayerischen Raum. Die Berater*innen unterliegen der Schweigepflicht und es besteht keine Anzeigepflicht.
Wer kann sich beraten lassen?
- Männliche Betroffene von sexualisierter Gewalt von 10 bis 27 Jahren
Die Beratung orientiert sich an deinen Wünschen und Bedürfnissen. Es ist nicht notwendig, über die Erlebnisse und Gewalterfahrungen zu sprechen. - Eltern, Familienangehörige und andere Personen aus dem Umfeld
Es ist keine einfache Situation, wenn man mit einer Vermutung, einem Verdacht oder der Kenntnis von sexualisierter Gewalt konfrontiert wird. Das Jungenbüro bietet Unterstützung bei der Einordnung sowie der Überlegung, welche nächsten Schritte sinnvoll sind. - Pädagogische Fachkräfte
Das Jungenbüro berät bei Vermutung, Verdacht und im Fall von vorliegender sexualisierter Gewalt. Wir stehen für Fallbesprechungen zur Verfügung. Im Rahmen der Risikoeinschätzung nach § 8a übernehmen wir die Fachberatung.
Wie kann man sich beraten lassen?
- Telefonisch
- Persönlich (nach Terminabsprache)
- Online (und zwar hier)
Unsere Beratung ist
- kostenfrei
- auch anonym möglich
- vertraulich – wir haben Schweigepflicht
Was ist sexualisierte Gewalt?
Sexualisierte Gewalt ist viel mehr als Vergewaltigung.
Sexualisierte Gewalt ist auch, wenn ein Junge
- mit Jugendlichen/Erwachsenen Pornos anschauen muss
- sich nackt fotografieren lassen muss
- zuschauen muss, wenn sich Ältere einen runterholen
- gegen seinen Willen am Penis oder Po angefasst wird
- zuschauen muss, wenn Erwachsene oder Jugendliche miteinander Sex haben
- einen Mann oder Jungen am Penis oder Po anfassen muss
- eine Frau oder ein Mädchen an Scheide, Brust oder Po anfassen muss
- gezwungen wird, Nacktbilder oder Bilder von Körperteilen zu zeigen oder zu versenden
und vieles mehr.
Warum reden wir von sexualisierter anstatt von sexueller Gewalt? Weil es vor allem darum geht, dass Gewalt ausgeführt wurde. Der Gewaltbegriff soll in den Vordergrund gestellt werden.
Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.